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Kritik an Standvergabe an die AfD auf der didacta Bildungsmesse


Manchmal stolpert man über Nachrichten, bei denen man sich fragt, ob irgendwer in der Entscheidungsetage kurz eingenickt ist. Genau so ging es mir, als ich erfahren habe, dass die #AfD auf der diesjährigen #didacta einen eigenen Stand bekommt – ausgerechnet auf einer der wichtigsten Bildungs­messen im deutschsprachigen Raum. Eine Messe, auf der sonst Menschen unterwegs sind, die sich ernsthaft Gedanken darüber machen, wie wir jungen Menschen Wissen, Demokratie und kritisches Denken vermitteln können. Und dann stellt man dort eine Partei hin, die genau diese Grundlagen seit Jahren systematisch angreift.

Ich habe lange überlegt, ob ein Achselzucken reicht. Spoiler: tut es nicht. Wenn Bildung zur Bühne für politische Kräfte wird, die wissenschaftliche Fakten leugnen, Diversität dämonisieren und Lehrkräfte einschüchtern, dann wird’s brandgefährlich. Also habe ich mich hingesetzt und einen Brief an die Messe Stuttgart geschrieben – nicht, weil ich gerne formelle Schreiben verfasse, sondern weil Wegschauen halt keine Option ist, wenn man sieht, wie demokratische Grundpfeiler bröckeln.

Warum das Ganze notwendig ist und was ich der Messe geschrieben habe, könnt ihr hier nachlesen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit großem Unverständnis habe ich erfahren, dass die rechtsextreme Partei AfD auf der diesjährigen didacta Bildungsmesse in Stuttgart mit einem eigenen Stand vertreten sein wird. Als eine der wichtigsten Veranstaltungen für Bildung, Pädagogik und Wissenschaft im deutschsprachigen Raum hat die didacta eine besondere gesellschaftliche Verantwortung. Die Entscheidung, einer Partei, die demokratiefeindliche, rassistische und wissenschaftsfeindliche Positionen vertritt, eine Plattform auf einer Bildungsmesse zu bieten, ist für mich nicht nachvollziehbar und höchst problematisch.

Die AfD steht nicht für eine weltoffene, pluralistische und faktenbasierte Bildungslandschaft. Ganz im Gegenteil: Sie greift Lehrkräfte an, die sich für Demokratie und Vielfalt einsetzen, verbreitet gezielt Falschinformationen über Themen wie Klimawandel oder gesellschaftliche Diversität und versucht, politischen Druck auf Schulen und Bildungseinrichtungen auszuüben. Die Vorstellung, dass eine solche Partei auf der didacta – einer Messe, die für eine zukunftsorientierte und wissenschaftlich fundierte Bildungsarbeit steht – als legitimer Akteur auftreten kann, ist alarmierend.

Besonders besorgniserregend ist, dass die AfD Bildung gezielt instrumentalisiert, um ihre eigenen ideologischen Ziele voranzutreiben. Ihre Angriffe auf Lehrpläne, ihre Forderungen nach einer nationalistischen Geschichtsvermittlung und ihre Hetze gegen geschlechtergerechte Sprache und inklusive Bildungsangebote zeigen deutlich, dass sie eine rückwärtsgewandte, autoritäre Bildungspolitik verfolgt. Dies steht in direktem Widerspruch zu den Werten, die eine moderne, demokratische Bildungslandschaft ausmachen sollten.

Indem die Messe Stuttgart der AfD Raum für ihre Propaganda gibt, wird nicht nur eine gefährliche Ideologie normalisiert, sondern es werden auch all jene vor den Kopf gestoßen, die sich tagtäglich für eine demokratische, vielfältige und menschenrechtsorientierte Bildung einsetzen. Viele Lehrkräfte, pädagogische Fachkräfte und Bildungsverantwortliche engagieren sich mit großem Einsatz für eine Gesellschaft, die auf Toleranz, Respekt und Chancengleichheit basiert. Ihre Arbeit wird durch die politischen Angriffe der AfD untergraben – und nun erhält diese Partei ausgerechnet auf einer Bildungsmesse eine Bühne.

Ich fordere Sie daher auf, Ihre Entscheidung zu überdenken und Stellung zu beziehen:

Wie passt die Präsenz einer Partei, die gezielt gegen demokratische Bildungsarbeit arbeitet, mit den Werten und Zielen der didacta zusammen?
Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um zu verhindern, dass Bildung für rechtsextreme Propaganda missbraucht wird?
Ich bitte Sie um eine Stellungnahme und hoffe, dass Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sind. Bildung darf nicht zur Bühne für Demokratiefeindlichkeit werden.

Mit freundlichen Grüßen